Hanna Wächter
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Bildschirme sind Flächen, die Räume eröffnen. Räume, in die wir eintreten, in denen wir suchen, finden und uns verlieren, in denen wir Spuren hinterlassen. Der digitale Raum ist längst Teil der Realität und steht in Wechselwirkung mit unserem analogen Dasein.

In einer audiovisuellen Arbeit treffen analoge und digitale Körper und Räume aufeinander. Bilder aus beiden Lebenswelten, Text und ein elektronisches Musikstück fliessen in einer Bildschirmaufnahme zusammen.

BA Vermittlung in Kunst und Design

Kunstgattung: Kunst
Medium: Video
Materialität: Screenrecord

Mentorat Praxis:
Stefan Sulzer und Manuel Schüpfer
Mentorat Theorie:
Laura Coppens


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Theoretische Thesis
Dokumentation

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Track: ISANA - Gosha Savage

Hallo, willkommen bei mir Zuhause.
Ich lebe und arbeite Teil- bis Vollzeit auf flimmrigen Flächen.

Der Desktop fühlt sich nach Wohnzimmer an,
darum habe ich hier ein Sofa hingestellt.
Ein Sofa zum Verweilen.

Ich möchte dir ein Lied zeigen.

Hier gehe ich hin
Tag für Tag,
widme mich dieser Fläche,
die Räume auftut,
Räume ohne Räumlichkeit,
treffe auf Körper, die nicht körperhaft sind.

Kann ich hier sein wer ich will?
Formt dieser Ort wer ich bin?
Hier sein ist überall.
Hier finden Stunden und Tage bis Wochen statt.
Hier bin ich vernetzt und verfangen.
Hier ist ein Netz.
Hier könnt ihr euch immer bei mir melden,
antworten werde ich später oder nie.
Hier ist mir schon so viel Zeit abhandengekommen.
Ich habe keine Zeit. Ich habe keine Zeit – die Zeit hat mich.
Die Zeit lacht mich aus,
die Zeit gibt hässliche Geräusche von sich
an der Küchenwand meiner Eltern.

Auf die glatte Oberfläche prallend,
zurückgeworfen werden.

Nur der Algorithmus und ich.
Personalisierte Werbung und Freundschaftsvorschläge.
Cookies für alle.

Daten, Daten, Daten,
ist der Dataismus ein postdigitales Syndrom?
Der Versuch alles in Daten zu erfassen,
Menschen und ihre Wünsche,
ihre Eigenschaften, ihre Körper,
ihr finanzieller, sozialer, gesellschaftlicher Status nichts als
Daten, Daten, Daten?

Flache Freiräume? Utopien von Gestern?

Virtuelle Welten auf digitalen Oberflächen und doch physisch.
Hergestellt von Menschen an Orten
mit Materialien aus den Untiefen des Erdbodens.

Der Körper bleibt im offline Space zurück,
geht beinahe vergessen und will doch schlafen, lieben, essen.
Befremdlich aber wie sich Füsse durch Räume bewegen,
wenn sich Augen vom Flimmern losreissen.

Was braucht ein Raum, um einem Körper gerecht zu werden?

Körper sind Hüllen, sind Orte, sind Organismen, sind Teil des Ichs?
Sind Projektionsflächen der Gesellschaft.
Körper sind Mittel zum Ausdruck, sind Mittel zur Fortbewegung,
sind Mittel zur Existenz.

Ich habe meinen Körper vergessen,
verkörpern und verkopfen,
vergessen und verdrängen,
verlieren und verblassen

Die Hände sind agil, tippen Buchstaben, klicken hier und da von A nach B,
die Hände helfen beim Suchen und Finden und Weiterziehen.

Reflexionsprozesse werden oft von der Rastlosigkeit verdrängt.

Unterwegs vergessen, wo ich hinwollte.

Gedanken und Gefühle verflüchtigen sich,
fragmentarisch, fragend, offen, ohne Quintessenz.

Referenzialität löst sich auf,
Dekontextualisierung und Rekontextualisierung setzt ein.

Weisst du,
eigentlich bleibt das Sofa meistens unbenutzt.
Eigentlich kennt dieser Raum keine Ruhe.
Zerstreuung ist seine Entspannung.

BA Vermittlung in Kunst und Design