Angela Krüse
Henkelziehen

Wie ist die Beschaffenheit des Tons in diesem Moment und wie verändert sie sich?
Welche Handlungen lässt der Ton zu und gegen welche stemmt er sich?
Wie reagiere ich auf das Material und wie reagiert es auf meine Einwirkung?
Was geschieht im gegenseitigen Wechselspiel?

Einfache Handlungen am und mit dem Ton haben das Potenzial zur künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Material an sich. Mit der von mir gewählten Handlung, dem sogenannten «Henkelziehen», zu experimentieren, dabei die Eigenschaften des Materials zu erkunden und die Grenzen des Möglichen auszuloten, steht im Fokus dieser Arbeit. So entsteht eine spielerische Kommunikation zwischen mir und dem Material, die nicht nur das Wissen im Umgang mit der Tonsorte vertieft, sondern auch Formen entstehen lässt, welche vom Material und seinen Eigenschaften in den verschiedenen Feuchtigkeitszuständen – feucht, lederhart, trocken – wesentlich mitbestimmt werden.

MA Art Education

Kunstgattung: Kunst
Medium: Skulptur
Materialität: Steinzeugton ungebrannt

Mentorat Praxis:
Andrea Wolfensberger
Mentorat Theorie:
Franz Krähenbühl




Theoretische Thesis
Dokumentation

Wie finde ich einen Einstieg ins künstlerische Handeln mit Ton?
Wie überwinde ich innere Widerstände, die sich beim handwerklichen Arbeiten eingeprägt haben?
Welche Rolle soll das Material selbst spielen?

Nicht funktional. Skulptural.
Nicht denken. Handeln.
Nicht planen. Experimentieren, spielen.
Bewusst gegen die Normen des Handwerks.

Inspiration aus dem Einfachen, Transformation in grössere Dimensionen, in einen anderen Kontext.
Geht dies, geht das? Was kann daraus entstehen?

10kg Ton aufhängen,
mit Wasser benetzen,
nach unten ziehen, ziehen, ziehen, in die Länge ziehen ...
... ziehen bis der Strang reisst.
Ganz trocknen lassen,... gar nicht trocknen lassen,... nur antrocknen lassen...,
aufrichten, ausbalancieren,
langsam aber entschieden loslassen,
Schwerkraft, Wärme, Feuchtigkeit, Luft, Spannungen, Trocknungsprozess.
Das Material bestimmt mit. Wo sind seine Grenzen?
Es darf alles passieren.

Wo sind meine Grenzen? Welche inneren Impulse, Hemmungen, Schranken spüre ich?
Innehalten. Widerstehen. Aushalten. Weitermachen. Die Unberechenbarkeit umarmen.

Nicht zögern. Riskieren.
Nicht fürchten. Geschehen lassen.
Nicht festhalten. Loslassen.
Nicht erwarten. Abwarten.
Wenn nichts muss, ist ganz viel möglich

Nicht werten. Beobachten.
Nicht suchen. Finden.
Nicht sehen. Erkennen.

Aufrichten, ausbalancieren,
langsam aber entschieden loslassen, trocknen lassen, sein lassen,
Schwerkraft, Wärme, Feuchtigkeit, Luft, Spannungen, Trocknungsprozess.
Nun darf alles passieren.
Das Material hat das letzte Wort.

Schwere und Leichtigkeit
Wachstum und Zerfall
Formbarkeit und Eigensinn
Nachgiebigkeit und Widerstand
Kontrolle und Unberechenbarkeit
Fragilität und Standfestigkeit
Von Oben nach Unten
Von Unten nach Oben
Trägheit und Dynamik
Vergangenheit und Gegenwart

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